Die „Notizen“ spiegeln eine faszinierende Welt chinesischer Vergangenheit wider, wie sie in einfühlsamer Weise von Johann Frick erfahren und reflektiert wurde. Die Missionare bemühten sich um möglichst große Empathie mit den chinesischen Gegebenheiten, konnten andererseits ihr europäisches Urteilsvermögen nicht ausblenden. Die Bevölkerung schätzte die ausländischen Missionare, wenn sie als „betende und gute Menschen“ erfahren wurden. Die Verbundenheit mit den chinesischen Menschen ist ein wunderbares Zeugnis der Menschlichkeit. Die letzten Monate seines Aufenthalts zeichnen einen warmherzigen und verletzlichen Menschen, der an „seinen“ Chinesen emotional hängt, aber auch seinen kommunistischen Widersachern Verstehen entgegenbringt. Am Ende ist er ein gebrochener Mann, weil ihn „seine“ Chinesen des Landes verweisen.
Joachim G. Piepke, Jahrgang 1943, machte das Abitur 1962 am Berthold-Gymnasium in Freiburg im Breisgau, trat im selben Jahr in das Noviziat der Steyler Missionare in St. Gabriel, Mödling bei Wien, ein und wurde nach seinen philosophisch-theologischen Studien 1969 in St. Augustin bei Bonn zum Priester geweiht. Von 1970 bis 1980 wirkte er in São Paulo, Brasilien, wo er neben Jugend- und Vorstadtpastoral von 1975 bis 1980 Dozent für Dogmatik am Instituto Teológico São Paulo und von 1978 bis 1980 Direktor desselben war. 1983 promovierte er an der Pontificia Universitas Gregoriana zu Rom. Im selben Jahr wurde er von der Ordensleitung an die Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin berufen, wo er 1995 zum ordentlichen Professor für dogmatische Theologie ernannt wurde. Von 1986 bis 2017 leitete er das in Sankt Augustin ansässige Anthropos Institut. Schwerpunkte seiner jetzigen Forschungen sind die afro-amerikanischen Religionen, die Volksreligiosität und pentekostalen Kirchen Lateinamerikas, die indigenen Kulturen Brasiliens sowie das Phänomen des Bruchs zwischen moderner Kultur und christlicher Verkündigung.