Die Religionswissenschaft sieht im Begriff des „Synkretismus“ einen allgemeinen Prozess der Entstehung, Entwicklung und Diversifizierung von Religionen. Grundsätzlich kann man auf der einen Seite von der Vermischung zweier oder mehrerer Religionssystemen sprechen, sodass ein neues religiöses System entsteht, oder auf der anderen Seite handelt es sich einfachhin um die Adaptation verschiedener fremder Elemente in ein bestehenbleibendes Religionssystem. Beide Formen des Synkretismus sind analytisch unterscheidbar, in der Praxis jedoch erweisen sich ihre Abgrenzungen oft als unscharf. Alle Bereiche des menschlichen Lebens sind davon betroffen. Universale Religionen (Judentum, Christentum, Islam) wie lokale Religionen (Universale Kirche des Reiches Gottes, Brasilien; Kimbanguismus, Kongo; Adat und Islam bei den Minangkabau, Sumatra; Afrobrasilianische Kulte) unterliegen gleichermaßen diesem Prozess.
Joachim G. Piepke, Jahrgang 1943, 1969 in St. Augustin bei Bonn zum Priester geweiht. Von 1970 bis 1980 wirkte er in São Paulo, Brasilien, wo er Dozent für Dogmatik am Instituto Teológico São Paulo und von 1978 bis 1980 Direktor desselben war. 1983 promovierte er an der Pontificia Universitas Gregoriana zu Rom. Im selben Jahr wurde er von der Ordensleitung an die Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin berufen, wo er 1995 zum ordentlichen Professor für dogmatische Theologie ernannt wurde. Von 1998 bis 2013 war er Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD St. Augustin. Seit 2013 emeritiert. Von 1986 bis 2017 leitete er das in Sankt Augustin ansässige Anthropos Institut.